Studie: Wärmepumpen in Deutschland fast doppelt so teuer wie in Großbritannien

Die RWTH Aachen hat den Preisvergleich in Kooperation mit Octopus Energy erstellt. Die Ursachen sind stark unterschiedliche technische und regulatorische Anforderungen, aber auch die Fördersystematik.

Die Kosten für Anschaffung und Installation einer Luft-Wasser-Wärmepumpe mit 8 Kilowatt summieren sich in Deutschland auf rund 28.000 Euro, während in Großbritannien nur 14.000 Euro aufzuwenden sind. So lautet der zentrale Befund einer Studie, die das Energieunternehmen Octopus Energy gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Gebäude- und Raumklimatechnik der RWTH Aachen University erstellt hat. Die Erhebung beruhe „auf einer detaillierten Analyse von realen Wärmepumpen-Angeboten und Installationskosten“ in beiden Ländern.

Als wichtigste Gründe für die Preisunterschiede werden „eine Mischung aus erhöhten technischen Anforderungen, abweichende Förderstruktur und Besteuerung sowie aufwändigerer Installation in Deutschland“ genannt. So sei beispielsweise die Außeneinheit in Deutschland mehr als doppelt so teuer, und zudem gebe es in Großbritannien keine separate Inneneinheit. „Die Außeneinheit beinhaltet in Deutschland häufig einen Abtaupuffer und einen zusätzlichen Heizstab, was zwar zu erhöhten Komfort, jedoch auch zu höheren Kosten führt“, heißt es in einer Mitteilung. Elektrokomponenten wiederum seien in Großbritannien erheblich günstiger, weil „die technischen Anforderungen unter anderem im Hinblick auf die Sicherungstechnik im Vergleich zu Deutschland deutlich reduziert sind“. Auch Hausanschlüsse seien „meist technisch simpler gestaltet“ – was die Urheber der Studie offenkundig für nachahmenswert halten.

Die unterschiedlichen technischen Anforderungen führen demnach auch dazu, dass die Installation einer Wärmepumpe in Deutschland deutlich teurer sei. Höhere Anforderungen an die Effizienz und den Schallschutz machten die Angelegenheit ebenfalls aufwändiger: „Insbesondere die leiseren und dadurch schwereren Anlagen in Deutschland erfordern meist ein aufwendiges Fundament, während die Anlagen in Großbritannien meist einfach aufgestellt werden können.“ Auch das Wetter spielt eine Rolle, weil die in Deutschland niedrigeren Temperaturen höhere Vorlauftemperaturen im Heizsystem erfordern; die Wärmepumpen müssen deshalb „auch in diesen Bereichen noch effizient Wärme bereitstellen können, was sich preislich bemerkbar macht.“

Mehrwertsteuerbefreiung und fester Zuschussbetrag

Als entscheidenden Faktor für die Preisunterschiede benennt die Untersuchung indes auch Unterschiede bei Steuern und Förderung. In Großbritannien sind Wärmepumpen von der Mehrwertsteuer befreit, in Deutschland gilt der volle Satz von 19 Prozent. Allerdings kommen, auch dies wird in der Studie dargestellt, große Wärmepumpenmärkte wie Norwegen oder Dänemark auch ohne Mehrwertsteuerbefreiung aus. Die Fördersystematik wiederum sehe in Großbritannien einen festen Zuschuss von 7.500 Pfund (knapp 8.900 Euro) für eine Wärmepumpe vor, in Deutschland gebe es die prozentual an den Kosten orientierte Förderung.

Für Bastian Gierull, Geschäftsführer von Octopus Energy Germany, belegt die Studie, dass Wärmepumpen in Deutschland „künstlich verteuert“ werden: „Die Politik muss endlich handeln: Steuern senken, Förderungen vereinfachen oder gar auslaufen lassen – denn wenn die Gesamtkosten für eine Installation sich endlich verringern, dann wird eine Förderung obsolet. Zusätzlich sollte die Notwendigkeit der hohen regulatorischen und technischen Anforderungen unbedingt näher untersucht werden.“

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