pv magazine spotlight für Eco2grow und Axo Energy für PPA-Vermittlung

Die Start-ups Eco2Grow und Axo Energy senken die Hürden, damit Verkäufer von Strom aus Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Stromabnehmer zu einem PPA zusammenfinden. Ersteres hat mittelständische Gewerbeunternehmen im Blick, die bisher wenige Chancen hatten, sich mit günstigem Solarstrom zu versorgen. Letzteres richtet sich eher an Großverbraucher.

Power Purchase Agreements (PPA), mit denen Photovoltaik-Anlagenbetreiber Strom an industrielle oder gewerbliche Abnehmer liefern, sind eine Win-Win-Situation für alle. Sie entlasten den Bundeshaushalt, da keine Förderung bezahlt werden muss, sie beschleunigen den Photovoltaik-Ausbau und sie sichern Unternehmen günstige, nachhaltige Energie. Die pv mgazine Jury zeichnet daher zwei Bestrebungen als pv magazine spotlight aus, da sie den Abschluss von PPAs einfacher ermöglichen sollen.

Eco2grow bündelt den PPA-Stromeinkauf mittelständischer Unternehmen

Das Start-up Eco2Grow hat dabei ein Segment im Blick, das bisher im Abseits stand. „Mittelständische Unternehmen mit einem mittelgroßen Stromverbrauch können kaum klassische Stromlieferverträge mit Photovoltaik-Anlagen abschließen“, sagt Mitgründer und CEO Paul Appel. Die Mengen sind zu klein dafür, dass die Betreiber sich den Aufwand machen würden, dafür Verträge auszuhandeln. „Sie wollen einen großen Teil ihrer Erzeugung auf einmal verkaufen.“

Ein Automobilzulieferer benötigt zum Beispiel 30 Gigawattstunden Strom pro Jahr. In einem ersten Schritt will er vielleicht 20 Prozent davon mit einem Solar-PPA decken. „Die Unternehmen spüren zunehmend auch den Druck, dass ihre Auftrag­geber einen niedrigen CO2-Fußabdruck entlang der Lieferkette nachweisen wollen“, sagt Appel. Die Dekarbonisierung über den Kauf von Herkunftsnachweisen aus Norwegen oder anderen Ländern nachzuweisen sei oft nicht mehr das Mittel der Wahl. Auch Auftraggeber bevorzugten oft Zertifikate von Anlagen aus Deutschland und würden auch darauf achten, dass der Kauf des Stroms nach Möglichkeit zum Bau zusätzlicher Anlagen führe.

Eco2Grows Geschäftsmodell ist es, den Strombedarf des Zulieferers mit dem anderer mittelständischer Unternehmen zu bündeln, bis die Menge so groß wird, dass ein PPA abgeschlossen werden kann.

Highlights und spotlights

Preis für gute Ideen: In der Februar-Runde zeichnet pv magazine eine Einreichung als highlight top business model und zwei Einreichungen als pv magazine spotlight aus. Das sagt die Jury:

Eco2Grow: PPAs für mittelständische Industriebetriebe

Stromlieferverträge von Solarstromproduzenten mit industriellen Verbrauchern helfen, Photovoltaik-Anlagen zu finanzieren und erlauben Unternehmen, sich mit günstigem nachhaltigen Strom zu versorgen. Das Start-up Eco2Grow bündelt die Bedarfe von Abnehmern, die für sich allein zu klein für einen PPA wären, um solche individuellen bilateralen Verträge abzuschließen. Das kann zum Beispiel Automobilzulieferer, Lebensmittelhändler oder kunststoffverarbeitende Betriebe betreffen. Die Lösung vereinfacht somit auch dem Mittelstand den sukzessiven Umstieg auf eine günstige, nachhaltigere Stromversorgung. Nach Einschätzung der Jury lohnt sie einen Blick. Sie verleiht dafür ein pv magazine spotlight.

Axo Energy: Vermittlungsplattform für PPAs

Axo Energy will den Abschluss von Stromlieferverträgen mit einem Portal vereinfachen und beschleunigen. Dazu fragt es relevante Parameter von potenziellen Solarstromverkäufern und -abnehmern ab und implementiert ein Matching, so dass Vertragsverhandlungen schneller verlaufen. Da der PPA-Markt immer wichtiger werden wird, um die Finanzierung von Solarkraftwerken sicherzustellen, ist das ein wichtiger Ansatz, sagt die pv magazine Jury und zeichnet das Unternehmen mit einem pv magazine spotlight aus.

Die Juroren:

Volker Quaschning ist Professor für regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin. Hans Urban ist langjähriger Experte und Consultant für Photovoltaik, Speicher und E-Mobilität. Winfried Wahl ist seit über 15 Jahren bei verschiedenen Herstellern im Bereich erneuerbare Energien tätig.

Mehr Infos, bisherige Preisträger (seit 2014) und alles zur Bewerbung unter: www.pv-magazine.de/highlights

Einsendeschluss für die nächste Runde: 10. März 2025

Die Nachhaltigkeit des Stroms sei zwar einer der Gründe, warum Unternehmen Solarstrom kaufen wollen. Doch am Ende muss er auch wirtschaftlich sein. „In der Regel ist ein Solar-PPA günstiger als der Einkauf am Terminmarkt“, sagt Appel. Er verweist aber darauf, dass man am Spotmarkt den Lastgang beachten müsse, der sich durch den PPA ändert. Wenn die Sonne nicht scheint, ist der Strom oft teurer. Es sei deshalb wichtig, für jedes Unternehmen die gesamte Stromversorgung zusammen zu betrachten. Daher berät das Start-up die Stromkunden auch dazu, wie sie ihren Reststrom gut decken können. Das kann zum Beispiel mit der Beschaffung von 40 Prozent auf dem Terminmarkt und 40 Prozent auf dem Spotmarkt geschehen, „je nach Risikoappetit“, so Appel.

Das Gründerteam von Eco2grow (v.l.n.r.): Konrad Ciezarek (CTO), Niklas Radermacher (COO), Paul Appel (CEO)

Foto: Eco2grow

Eco2Grow hat inzwischen nach eignen Angaben PPAs über 80 Gigawattstunden abgeschlossen, was ungefähr 80 Megawatt an Solarleistung entspricht. Noch seien die Photovoltaik-Anlagen solche mit Ausschreibungszuschlag und die Laufzeiten der PPAs lägen bei zwei bis drei Jahren. Doch Appel ist zuversichtlich, dass sich das ändert und Eco2Grow dann PPAs mit längeren Laufzeiten abschließen. Das ist nötig, damit die Verträge Banken als Nachweis dienen, dass eine Photovoltaik-Anlage einen Stromabnehmer hat, der die Rückzahlung eines Kredits ermöglicht, auch wenn die Anlage keinen Ausschreibungszuschlag hat.

Axo Energy: PPA-Partner reibungsloser vermitteln

Auch Großverbraucher und Erzeuger finden nicht immer einfach zusammen. Axo Energy, ebenfalls ein Start-up, baut für diese Zielgruppe eine Plattform auf. Loggt man sich ein und klickt auf „buy“, erscheint eine Liste mit mehr als einem Dutzend Solaranlagen. Ein Betreiber bietet etwa Strom aus einer Anlage mit 20 Megawatt an. Er will ihn für drei, fünf oder zehn Jahre „pay-as-produced“ verkaufen. Klickt man auf „sell“, zeigt eine „Investment Grade Company“ – das ist wichtig im Fall einer Bankenfinanzierung für die Solaranlage – den Bedarf für Strom aus einer Anlage mit 50 Megawatt Solarleistung an. Sie führt die Bedingung an, dass der Strom mit Herkunftsnachweisen geliefert wird. Abgesehen von der Größe sieht es erst mal so aus, als ob Abnehmer und Verkäufer zusammenpassen können.

Jens Goebel, Mitgründer von Axo energy

Foto: Axo energy

„Das ist nicht immer der Fall“, sagt Jens Goebel, Mitgründer von Axo Energy. Über das Portal sollen sich potenzielle Interessenten in Bezug auf einige der heikleren Bedingungen abklopfen, ob sie zusammenpassen. Das spare viel Zeit im Vergleich zum gegenwärtigen Prozess, bei dem das oft erst nach einiger Zeit klar werde. „Der Umgang mit den negativen Preisen ist etwa so ein Punkt“, sagt Goebel. Manche Abnehmer akzeptieren beispielsweise, dass sie auch dann den PPA-Preis bezahlen müssen. Aber sie wollen den Strom dann vielleicht nicht auch noch geliefert haben, damit sie ihn gegen Geld entsorgen müssen. Wenn nötig, helfen Goebel und sein Mitgründer, die langjährige Erfahrung im Energiemarkt haben, per Telefon bei der Vermittlung. Das soll mit der Weiterentwicklung der im September gestarteten Plattform aber zunehmend weniger nötig werden. „Wir wollen mit der Plattform den Prozess zur Vermittlung eines PPAs um drei Monate verkürzen.“

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